Den letzten Info-Block über Wirkungsbereiche des Verkehrs stellt der Workshop „Verkehrssicherheit“ dar. Dieser fand an allen vier Partnerschulen im Dezember 2013 statt.
Los ging es mit ein paar Zahlen des Unfallgeschehens aus etwa jenem Zeitraum, seit dem die SchülerInnen auf der Welt sind. In den letzten 15 Jahren
- hatte jedes Kraftfahrzeug durchschnittlich etwa 1,5 Unfälle mit Sachschaden,
- wurde rund jeder 10. Einwohner bei einem Verkehrsunfall verletzt,
- kamen in Österreich 11.850 Menschen ums Leben, das ist wie
– jeder 8. Einwohner von Wien 2., Leopoldstadt oder
– jeder 4. Einwohner von Wien 13., Hietzing oder
– fast so viel wie die Einwohner von Tulln.
- haben die von Verkehrsunfällen verursachten Kosten so viel betragen, dass jeder Österreicher, heute 13.000 € zahlen müsste;
- starben in Deutschland bei Verkehrsunfällen rund 2½ -mal so viele Menschen wie Itzehoe Einwohner hat.
Dann waren die SchülerInnen dran. Sie durften raten, zu welchen Anteilen an Verkehrsmitteln Menschen im Straßenverkehr verunglücken, also verletzt oder auch getötet werden. Im Großen und Ganzen schätzten sie gar nicht so schlecht: Die mit Abstand meisten erwischt es als Autoinsassen und die wenigsten in öffentlichen Verkehrsmitteln. Dabei wies Wolfgang aber ausdrücklich darauf hin, dass die nur dann so sicher sind, wenn man einmal drinnensitzt. Umgekehrt ist es besonders gefährlich, wenn man zur Haltrestelle hastet, um einen Bus oder eine Straßenbahn noch zu erwischen. Da ist man oft sehr unaufmerksam. Es passieren immer wieder Unfälle mit Autos oder auch Radfahrern dabei, die dann aber als Fußgängerunfälle zählen.
Bestürzt zeigten sich die SchülerInnen, als sie erfuhren, dass bei den 15 bis 24-jährigen landesweit die allermeisten Verunglückten zu verzeichnen sind, und zwar absolut gesehen wie auch im Verhältnis zum Anteil an der Bevölkerung. Immerhin sind ja schon einige 15 und alle anderen werden es bald. Und dass der Tod im Straßenverkehr überhaupt die häufigste Sterbeursache in dieser Altersgruppe ist, löste echte Betroffenheit aus.
Die genauere Betrachtung der Verkehrsmittel, mit denen junge Menschen verunglücken, ergibt Folgendes:
- Besonders sicher ist es mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. Da verunglückt fast niemand, wenn man – wie vorher schon erwähnt – einmal im öffentlichen Verkehrsmittel sitzt.
- Zu Fuß oder mit dem Fahrrad passiert konstant recht wenig; da ist man im Alter von 10 bis 24 Jahren recht sicher unterwegs.
- Im Auto als Mitfahrer gibt es nur bei den ganz Jungen sehr wenig Verunglückte. Das ändert sich ab 15, wahrscheinlich weil da statt mit Mutter, Vater, Onkel oder Tante viel öfter mit jugendlichen Freunden mitgefahren wird.
- Genau dies Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen sind es nämlich, die beim Lenken eines Autos besonders oft in Unfälle verwickelt sind und sich dabei verletzen oder gar sterben.
- Die mit Abstand größte Anzahl an jungen Verunglückten gibt es im Alter von 15 bis 19 Jahren bei Unfällen mit einspurigen Kraftfahrzeugen. Das ist genau das typische Alter von Moped- oder MotorrollerfahrerInnen und zeigt, wie extrem gefährlich man mit solchen Fahrzeugen unterwegs ist. Wolfgang erzählt kurz von eigenen Mopedstürzen in seinen jungen Jahren und wie viel Glück er offenbar hatte, dass er sich und andere dabei nie ernsthaft verletzt hat.
In gemeinsamer Diskussion wir nun erarbeitet, welche Auswirkungen
– der Masseunterschied zwischen Unfallbeteiligten,
– die Geschwindigkeit,
– das Verwenden von Sicherheitsausstattung, wie Fahrradhelm oder Gurt, und die
– Aufmerksamkeit, sei es beim Gehen, Radfahren oder auch Lenken eines Kraftfahrzeugs
auf die Gefahr haben, in einen Unfall verwickelt zu werden, und – falls es zum Unfall gekommen ist – auf die schwere der Verletzungen, die zu befürchten sind. Nach getaner Arbeit ist auf den ersten Blick zu sehen, wie besonders negativ hohe Geschwindigkeiten wirken, sowohl auf die Unfallgefahr als auch die Verletzungsschwere. Als sehr positiv wird – richtiger Weise – die Verwendung von Sicherheitsausstattung auf die Verletzungsschwere eingestuft. Für besonders wichtig halten die SchülerInnen die Aufmerksamkeit im Straßenverkehr. Damit haben sie vollkommen Recht. Ist man AUFMERKSAM unterwegs, wird die Unfallgefahr VIEL geringer. Auch die Verletzungsschwere kann geringer werden. Lässt sich trotz aller Aufmerksamkeit ein Unfall nicht vermeiden, ist es ja durchaus möglich, dass man z.B. mit dem Fahrrad noch abbremsen kann, bevor man in einen unachtsamen Fußgänger hineinfährt.
Die Wirkung von Geschwindigkeit zeigt Wolfgang zuerst anhand eines Filmes, wo ein Auto, nur weil es ein wenig zu schnell unterwegs ist, nicht mehr rechtzeitig bremsen kann und ein Kind niederfährt (im Film sieht es sehr real aus, aber es ist natürlich kein echtes Kind).
Mit einer animierten Grafik wird anschließen anschaulich erläutert, welche enormen Unterschiede in einer brenzligen Situation entstehen können, wenn sich die Fahrgeschwindigkeit nur ein wenig ändert. So kann man ein Auto mit 30 km/h bereits zum Stillstand bringen, wo man mit 50 km/h noch nicht einmal zu bremsen begonnen hat. Alle durften dann schätzen, wie schnell am Ende des Anhaltewegs einer Vollbremsung aus 50 km/h das Auto noch wäre, wenn es stattdessen mit 60 km/h gefahren wäre. Sogar alle Lehrer waren vom Ergebnis völlig überrascht. Damit, dass bei nur 10 km/h mehr Fahrgeschwindigkeit ein Unfall mit 40 km/h (!) resultieren kann, hatte keiner auch nur annähernd gerechnet. Und das bei einem nur 8 m längeren Anhalteweg.
Ein weiterer Film demonstriert, wie wichtig es ist, sich im Auto anzugurten. Dass der Ton spanisch ist, stört gar nicht. Die Bilder sind eindeutig. Im Film werden die Kräfte, die bei einem Unfall entstehen und auf den (nicht angegurteten) Körper wirken, in eindeutige und gut vorstellbare Situationen „übersetzt“. Die SchülerInnen sind so fasziniert, dass Wolfgang in mehreren Klassen den Film ein zweites Mal zeigen muss.
Der Workshop soll den Jugendlichen vor Augen führen, dass Straßenverkehr ernste Gefahren birgt. Vor allem soll ihnen bewusst gemacht werden, dass sie
– immer mit Fehlern anderer rechnen müssen und es umso wichtiger ist,
– selbst aufmerksam unterwegs zu sein (und sich z.B. auch auf das Grünlicht beim Zebrastreifen nicht „blind“ zu verlassen) und
– stets Sicherheitsausstattungen (Helm, Gurt usw.) zu verwenden und auch andere dazu zu animieren.
Allerdings wurde schon viel getan (und wird es nach wie vor), um die Verkehrssicherheit zu erhöhen und weiter zu verbessern. So starben vor 15 Jahren noch doppelt so viele Menschen bei Verkehrsunfällen wie heutzutage. Wolfgang erläutert, warum verschiedene Maßnahmen, wie z.B. Kreisverkehre, Tempolimits und ihre Überwachung, Radverkehrsanlagen, Zebrastreifen auf Fahrbahnanhebungen, Fahrgassenversätze etc., dazu beitragen, die Sicherheit zu steigern.
Da es in allen Klassen zu Beginn oder auch während der Stunde zu Verzögerungen kam, wird Wolfgang damit meist allerdings nicht ganz fertig.
Nach einem Ausblick, wie’s 2014 im Projekt weitergeht, …
… schließt Wolfgang mit dem abermaligen Appell, im Straßenverkehr stets AUFMERKSAM unterwegs zu sein.
Nun bleibt nur noch zu sagen …